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Zusammenfassung der Publikation von Prof Stute et al. « Reappraising 21 years of the WHI study: Putting the findings in context for clinical practice» von Bayer (Schweiz) AG

 

WHI-Ergebnisse richtig einordnen: Diese 5 Kritikpunkte sind wichtig 

 

Wie lassen sich die Ergebnisse der Women’s Health Initiative (WHI)-Studie zu den Auswirkungen der bioidentischen Menopausenhormonbehandlung (MHT) aus Sicht der gynäkologischen Praxis einordnen? Prof. Dr. Petra Stute et al. (Bern) bieten mit ihrer Publikation «Reappraising 21 Years of the WHI Study: Putting the Findings in Context for Clinical Practice» eine kontextbezogene Interpretation der WHI-Ergebnisse. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Frage, wie Kombinationstherapien mit mikronisiertem Progesteron das Risiko für chronische, nicht übertragbare Krankheiten bei Frauen in der Postmenopause beeinflussen1 

Wichtig zu wissen: Die WHI-Studie wurde mit nur einer Art oraler kombinierter MHT durchgeführt: 0,625 mg/Tag konjugiertes equines Östrogen (conjugated equine estrogen; CEE) plus 2,5 mg/Tag Medroxyprogesteronacetat (MPA)2. Die Ergebnisse wurden jedoch auf alle Arten von MHT übertragen.  

Die Studienautoren um Prof. Stute fassen in ihrem Review 5 wesentliche Bedenken im Zusammenhang mit den ursprünglich veröffentlichten WHI-Ergebnissen zusammen1

 

1. Relatives versus absolutes Risiko  

Die publizierten WHI-Ergebnisse fokussieren das relative Risiko für koronare Herzkrankheit (KHK) und Brustkrebs in der CEE + MPA-Gruppe im Vergleich zur Placebo-Gruppe. Es ging dabei weniger um das absolute Risiko (Tab. 1). Dadurch könnte es zu Missverständnissen mit Blick auf den Grad der erzielten Ergebnisse gekommen sein1-4

 

Relatives Risiko  
unter CEE + MPA versus Placebo  
nach 5,2 Jahren Studiendauer 

Absolute Risikoerhöhung  
unter CEE + MPA  
pro 10‘000 Frauen und pro Jahr 

KHK / Myokardinfarkt 

1,29

7

Brustkrebs 

1,26

8

Tab. 1: Relative und absolute Risikoerhöhung unter CEE + MPA in der WHI-Studie1-4

 

Fälschlicherweise wurden diese Daten als 29 %ige Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung einer KHK bzw. 26 %ige Wahrscheinlichkeit für einer Brustkrebs-Diagnose unter MHT interpretierten1-4

 

2. Statistische Ungenauigkeit

Die in der WHI-Studie berichteten Risiken basierten auf unbereinigten 95 %-Konfidenzintervallen (CIs). Weitere Analysen auf Basis angepasster Konfidenzintervalle zeigten, dass Veränderungen des Brustkrebs- und KHK-Risikos statistisch nicht signifikant waren4.

 

3. Unberücksichtigte Störfaktoren

Zu den Höchstwerten für KHK und venöse Thromboembolien (VTE) in der CEE + MPA-Gruppe nach 5 Jahren Studiendauer könnten Störfaktoren beigetragen haben – zum Beispiel eine hohe Abbrecherquote im 5. Studienjahr. Dadurch kann die statistische Aussagekraft einschränkt werden und es ist möglich, dass vordefinierte Studienziele nicht erreicht werden können4.

 

4. Eingeschränkte Aussagekraft als randomisierte Studie

Die Aussagekraft der WHI-Ergebnisse im Sinne einer randomisierten, placobokontrollierten Studie ist aus den folgenden Gründen eingeschränkt4:  

  • Die Teilnehmerinnen konnten nach der Randomisierung wählen, ob sie ihre zugewiesene Behandlung fortsetzen oder sich diagnostischen Verfahren unterziehen wollten.
  • Die Entblindungsrate in der CEE + MPA-Gruppe betrug 45 %.  
  • Die Teilnehmerinnen wurden gewarnt, dass während der Studie ein erhöhtes Risiko für Myokardinfarkt, Schlaganfall und Lungenembolie festgestellt wurde.

 

5. Nicht-repräsentative Kohorte

In die WHI-Studie wurden Frauen eingeschlossen, deren Menopause-Beginn circa 12 bis 15 Jahre zurücklag. Sie waren daher nicht repräsentativ für postmenopausalen Frauen mit Symptomen, die von einer MHT profitieren könnten4. Ausserdem waren nur 30 % der Teilnehmerinnen jünger als 60 Jahre. Trotzdem wurden die Ergebnisse auf alle Altersgruppen übertragen3.

Weitere Details der Publikation finden Sie hier im direktem LINK zur Publikation sowie Informationen zur Menopause und Behandlungsmöglichkeiten

Referenzen:

  • P. Stute, et al., Reappraising 21 years of the WHI study: Putting the findings in context for clinical practice. Maturitas 174 (2023) 8-13. Return to content
  • Writing Group for the Women’s Health Initiative Investigators, Risks and benefits of estrogen plus progestin in healthy postmenopausal women: principal results from the Women’s health initiative randomized controlled trial, JAMA 288 (2002) 321–333. Return to content
  • R.D. Langer, The evidence base for HRT: what can we believe? Climacteric 20 (2017) 91–96. Return to content
  • J.H. Clark, A critique of Women’s health initiative studies (2002–2006), Nucl. Recept. Signal. 4 (2006) e023. Return to content

PP-PF-WHC-CH-0338-1_03.2024

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